Türen
Tore
Pforten
Portale

Hereinspaziert!
Die Ausstellung zum Buch mit Arbeiten von Athene Galiciadis, Roberta Müller, Hans Schürmann & Boris Rebetez
13. Mai bis 20. Juni
Di–Fr, 14–18h
Bäckerstrasse 27, 8004 Zürich
Türen, Tore, Pforten, Portale
Herausgeber: Massimiliano Madonna und Konrad Tobler
Verlag: Scheidegger & Spiess
2025
Gebunden, 326 Seiten, 246 farbige und 56 s/w-Abbildungen
Format: 17 x 23 cm
Preis: CHF 39.-
ISBN 978-3-03942-260-9


Eingang zum Buch
Das Flanieren durch Zürichs Kreise gleicht einem Mäandern, einem rascheren oder langsameren Schrittwechseln. Strassen, Häuser, Wohnungen, der Coiffeur, das Restaurant, Siedlungen, Plätze, Orte, Nischen. Das meiste selbstverständlich, im Alltag kaum beachtet, übersehen. Wer jedoch stehenbleibt und genauer hinschaut, entdeckt eine Vielfalt von Formen, Farben und Materialien. Wenn Details ins Auge fallen, wird das Alltägliche besonders, das Bekannte zum Überraschenden, das Übersehene zum Augenfang.
Hinter jeder Kerbe in der Eingangstüre steckt wohl eine Geschichte, so wie jeder Ausgang auch ein Eingang ist. Mit diesem Gedankengut haben wir exemplarisch und minutiös Eingänge im Kreis vier inventarisiert. Anschliessend wurde in enger Zusammenarbeit und Auseinandersetzung mit Autor:innen und Kunstschaffenden viele Zugänge geschaffen. Darunter Rundgänge, Fotografien, Kunstwerke und berührende Texte von und mit:
Hans Schürmann (Fotograf), Hannes Lindenmeyer mit Raymond Naef, Sabrina Stallone, Konrad Tobler, Sabine Wolf (Texte), Athene Galiciadis mit Julian Huber, Roberta Müller und Boris Rebetez (Werke)
Das sagt der Verlag dazu
Türen, Tore, Pforten und Portale – In Zürichs Stadtquartier Aussersihl werden Eingänge zu Zeugen des Wandels, die den Blick auf gesellschaftliche Dynamiken freigeben. Oft unbeachtet, erzählen sie Geschichten von Migration und Exil, von Arbeit und Widerstand, von Ausschluss und Integration. Sechs thematische Rundgänge führen durch das Quartier und machen gesellschaftliche sowie städtebauliche Veränderungen sichtbar. Das Buch begleitet diese Streifzüge mit Fotografien, künstlerischen Interventionen und Collagen, schärft den Blick für das Unscheinbare und beleuchtet die existenzielle Bedeutung von Ein- und Zugängen im Kreis 4 von Zürich.
Parallel zur Buchlancierung öffnet Madonna.Studio seine Türen an der Bäckerstrasse 27 und verwandelt die eigenen Räumlichkeiten in Aussersihl in einen temporären Ausstellungsraum. Präsentiert werden Werke von Athene Galiciadis, Roberta Müller, Boris Rebetez und Hans Schürmann. Türen, Übergänge, Schwellen und Orte des Dazwischen entfalten sich hier als installative Setzungen, fotografische Perspektiven und künstlerische Interventionen.
Fotografie von Hans Schürmann


Künstler:innen und exlusive Editionen
Begleitend zur Buchpublikation und Ausstellung haben die mitwirkenden Künstler:innen exklusive Editionen geschaffen. Jedes dieser Werke wurde speziell für diesen Anlass angefertigt und ist in einer limitierten Auflage von jeweils zehn Exemplaren erhältlich. Die Editionen können einzeln oder als vollständiges Portfolio während der Vernissage und der Ausstellung direkt erworben oder per Mail bei mail@madonna.studio vorbestellt werden.
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Athene Galiciadis, Kairos & Ocasio, 2025 Risodruck auf unbeschichtetem Papier, 34 x 23 cm, Edition: 10
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Roberta Müller, Türgitter aus Aussersihl, 2025, Prägedruck auf Büttenpapier, 34 x 23 cm, Edition: 10
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Hans Schürmann, Raumteiler, 2024, Inkjet auf Barytpapier, 34 x 23 cm, Edition: 10
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Boris Rebetez, Drift (Aussersihl), 2024, Inkjet auf Barytpapier, 34 x 23 cm, Edition: 10
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Athene Galiciadis
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Athene Galiciadis (*1978 in Altstätten/SG) vereint in ihrer medienübergreifenden Arbeit Einflüsse der Konkreten Kunst mit einer intuitiven und experimentellen Herangehensweise. Charakteristisch sind dabei organische Formen, geometrische Strukturen und wiederkehrende Muster.
Für ihre Edition, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Illustrator und Grafiker Julian Huber, greift Galiciadis das Motiv von Ein- und Durchgängen auf. Die Umsetzung im Riso-Druck bringt ihre abstrakten, fein gezeichneten Muster mit Hubers architektonischen Elementen in Dialog. Es entsteht ein surrealer Bildraum, in dem sich Konstruktion und Intuition überlagern. Die typischen Unregelmässigkeiten des Druckverfahrens verleihen dabei jedem Exemplar eine eigene und besondere Dynamik.

Roberta Müller

Roberta Müllers (*1990, in Lenzburg) künstlerische Praxis bewegt sich zwischen Zeichnung, Skulptur und Raumintervention. Ihr radikaler und auszeichnender Minimalismus entsteht durch subtile Verschiebungen der Wahrnehmung.
Für Madonna.Studio hat sie einen Prägedruck realisiert, der mit Licht, Schatten und dem Bildträger spielt. Ausgangspunkt sind Strassengitter und Zäune aus dem Zürcher Kreis 4 – industrielle Strukturen, die Müller aus ihrem funktionalen Kontext löst. Sie zerlegt sie in visuelle Fragmente und setzt daraus eine neue Ordnung zusammen. Die strengen Raster verdichten sich dabei zu fast figurativen Gebilden. Das fragile Papier verstärkt dabei den Eindruck von Leichtigkeit und Vergänglichkeit, während die Linien zugleich eine klare Struktur behaupten.

Boris Rebetez’ (*1970 in Lajoux/JU) Kunst bewegt sich zwischen Zeichnung, Collage, Skulptur, Installation und Fotografie. Im Zentrum steht der Raum – als physische Umgebung wie auch als theoretisches und historisches Konstrukt, das durch Wahrnehmung geformt wird.
In seinen Collagen verwendet Rebetez häufig gefundenes Bildmaterial aus Werbung und Populärkultur, das er fragmentiert und neu arrangiert.
Für seine aktuelle Edition hat er einen ungewohnten Schritt gewagt: Statt mit vorgefundenen Bildern zu arbeiten, hat er selbst fotografiert und eigene Aufnahmen aus dem Zürcher Kreis 4 als Ausgangspunkt für seine Collage gewählt. Durch raffinierte Verknüpfungen und unerwartete Kombinationen entstehen neue Bildwelten, mit leisen Überraschungsmomenten. Selbst für Ortskundige erfordert es oft einen zweiten Blick, um das Gesehene zu entschlüsseln. Die Edition erweitert nicht nur Rebetez’ künstlerisches Vokabular, sondern hinterfragt auch die Collage als Technik – und ihre Rolle im Spiel zwischen Realität und Fiktion.

Boris Rebetez, Foto: vonbartha.com

Hans Schürmanns (*1963 in Luzern) vereint dokumentarische Präzision mit einer erzählerischen Offenheit, die über den Bildrand hinausführt. Der gebürtige Luzerner studierte zunächst Fotografie an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich, bevor er sein Studium an der École supérieure d’arts visuels in Genf mit einem Schwerpunkt auf Film fortsetzte. Diese doppelte Ausbildung prägt seine Arbeit bis heute: Schürmann friert flüchtige Momente mit der Genauigkeit eines Fotografen ein, während er gleichzeitig eine filmische Qualität bewahrt, die das Davor und Danach eines Augenblicks spürbar macht. Dabei richtet sich sein Blick auf das scheinbar Unscheinbare – Menschen, Begegnungen, Objekte, das Alltägliche und Vergängliche. Seine Bilder sind dabei nicht inszeniert, sondern entdeckt. Seine Bildsprache ist dabei zurückhaltend, und lässt Raum für Interpretation. Sie schafft Nähe, ohne sich aufzudrängen.
Mitwirkende Autor:innen

Hannes Lindenmeyer
Hannes Lindenmeyer (*1945 in Zürich), Studium der Geografie und Volkskunde an der Universität Zürich. Didaktiklehrer am damaligen kantonalen Oberseminar. 1983–1997 Aufbau und Gesamtleitung von Arbeitsintegrationsprogrammen im Auftrag des Schweizerischen Arbeiterhilfswerks. 1997–2015 Organisationsberater für öffentliche Verwaltungen in den Bereichen Bildung, Soziales und Gesundheit. Seit 2015 Präsident der ortsgeschichtlichen Kommission des Quartiervereins Aussersihl Hard.

Massimiliano Madonna, Foto: Hans Schürmann
Massimiliano Madonna (*1976 in Zug), Sohn süditalienischer Einwanderer, ausgebildeter Werber, entwickelt und leitet seit 2006 Kunst- und Kulturprojekte. Co-Herausgeber mehrerer Publikationen, darunter zum Nobelpreisträger Carl Spitteler und zum Bundeshausarchitekten Hans Wilhelm Auer. Ausstellungsmacher von künstlerischen Übersichtsausstellungen zu Themen wie Zeichnung, Malerei und Fotografie. Regelmässige Zusammenarbeit mit Konrad Tobler. Inhaber eines interdisziplinären Designstudios und Kultur-Initiator in Zürich-Aussersihl.

Raymond Naef, Foto: zvg/Patrick Weyeneth
Raymond Naef (*1948 in Zürich), wohnt und arbeitet seit 1976 im Kreis 4 als selbstständiger Gestalter. Seit 2001 auch als Ausstellungsmacher und Autor tätig, schrieb Geschichten zur Kultur- und Weltgeschichte aus über einem Jahrhundert. Seit 2015 Mitarbeit an der von Hannes Lindenmeyer initiierten Website kreis4unterwegs.ch

Sabrina Stallone, Foto: antro.unibe.ch
Sabrina Stallone (*1992 in Zürich), Studium in Zürich, Jerusalem und Amsterdam. Erhielt während ihres PhD in Sozialanthropologie an der Universität Bern Visiting Fellowships an der Humboldt Universität Berlin und am Graduate Center der City University New York. Forschungen über urbane Kultur und Politik in Italien, Palästina/Israel und in der Schweiz. Essays darüber erscheinen in akademischen Journalen sowie in internationalen Magazinen wie VIGIA, Futuress, Critical Muslim, il Grandevetro. Arbeitet derzeit an einem Buch über Zukunftsszenarien zur Entwicklung Zürichs – einer Stadt zwischen Wachstumsschmerzen und Weltklasseansprüchen.
Konrad Tobler (*1956 in Zürich), Studium der Germanistik und Philosophie in Bern und Berlin, seit 1992 Kunstkritiker, unter anderem für Berner Zeitung, NZZ, Tages-Anzeiger, Bund, Kunstbulletin, seit 2007 freischaffender Publizist. Publikationen unter anderem Hodler, Stauffer, Wölfli – Eine Berner–Parallelgeschichte, Zürich: Scheidegger & Spiess, 2011 und Frank Geiser, Architekt. Hauptwerke 1955–2015, Zürich: Park Books, 2016, zahlreiche Essays und Monografien über Künstler:innen. Regelmässige Zusammenarbeit mit Massimiliano Madonna.


Sabine Wolf, Foto: Flurin Bertschinger/Ex-Press für Berner Zeitung
Sabine Wolf (*1972 Marbach am Neckar/D), Stadtplanerin und Landschaftsarchitektin BSLA, 2011 Promotion an der ETH Zürich. Seit 2019 Mitinhaberin des Architektur-, Planungs- und Beratungsbüros Thiesen & Wolf GmbH, Zürich. Arbeitsschwerpunkte und Publikationen: nachhaltige, klimasensible Quartier- und Stadtentwicklung, gemeinnütziger Wohnungsbau, erkämpfte Räume, Landschaftsarchitektur, partizipative Planungsprozesse, Sozialraum.
Interessiert? Hereinspaziert!
Öffnungszeiten der Ausstellung
13. Mai bis 20. Juni
Di-Fr, 14-18h
Bäckerstrasse 27, 8004 Zürich

Danksagung
Für die finanzielle Unterstützung dankt der Verlag:
Ernst Göhner Stiftung
Beitragsfonds des Finanzdepartementes der Stadt Zürich
Kanton Zürich Kulturförderung, Swisslos
Stanley Thomas Johnson Stiftung
Grütli-Stiftung
Kreislauf4-Stiftung
Else v. Sick Stiftung
Katholische Kirche im Kanton Zürich
Katholisch Stadt Zürich
Evangelisch-reformierte Kirchgemeinde Zürich
Stiftung PWG
BEP Baugenossenschaft des eidg. Personals
Wogeno
Genossenschaft Kalkbreite