ELL-EDITION⁰1
ELL Nr. 1
Innenhof Feldstrasse 41, Zürich
06.07. – 25.8.2023
In der ersten Edition unserer Interventionsserie ELL setzten wir uns mit der unmittelbaren Umgebung auseinander, mit unserem Hof und deren Geschichte, den Strassen rund um unser Studio, mit unserem Quartier Aussersihl. Ästhetisch wie auch inhaltlich.
Künstler*innen
Nancy Wälti
«Gleissendes Eis» oder: Ephemere Architektur
Rundbogenfenster, geschlossene Rollläden. Auf den Lamellen, aber nicht plastisch: Klassisch geformte Säulen suggerieren, dass die Rundbogenfenster eine Mittelstütze haben, dass die Fassadenarchitektur gewissermassen vollendet worden ist. Auf dem Fenstersims: Blumenkistchen, die niemand bepflanzt hat, die aber, frontal gesehen, genau den Fuss der Säulen bilden. Mit wenig ist da viel angedeutet – zumal der Werktitel noch darauf verweist, dass die Struktur der Säulen bloss Konservierungseis abbildet. Und schon beginnt das Fixe sich zu bewegen, die Illusion zerrinnt.
Es ist die feine (Hinter-)List, das Spiel mit Materialien und (fehlgeleiteten) Illusionen, die den poetischen Kern von Nancy Wältis Werk ausmachen.
Zum Werk:
Nancy Wälti (*1977)
Gleissendes Eis, 2023
Gips, bedrucktes Papier,
bedruckte Folie
Dimension variabel
Hannah Grüninger & Tanja Richli
«ohne Titel» – Grenzüberschreitungen
Von weitem sichtbar: Wie aus einem Fenster wehen feintextile Gardinen aus einem Hoftor. Was sonst Einblicke in die Privatsphäre gewähren könnte (und zugleich versperrt), ist in den (halböffentlichen) Raum verlegt. Raffiniert umspielen die Künstlerinnen derart den Wechsel von Aussen und Innen, von Öffentlichem und Privatem, diesen diffizilen Übergang, der zugleich immer von Grenzen und Grenzüberschreitungen, vom Wechselspiel von Intimität und möglichem Voyeurismus bestimmt ist.
Dass die Tonspur das Knarren des durch die Vorhänge ersetzten Hoftores suggeriert, unterstreicht die Möglichkeit, dabeizusein oder ausgeschlossen zu werden.
Zum Werk:
Hannah Grüninger (*1993), Tanja Richli (*1991)
ohne Titel, 2023
Vorhang, Holz, Projektion,
Tonspur, Dimension variabel
Roberta Müller
«Rote Fäden» oder: Die Würde des Nichtswürdigen
Die Kunst von Roberta Müller besteht im Unscheinbaren. Aber wenn dies Unscheinbare aufscheint, entstehen poetische Momente, Augenblicke der Irritation darüber, dass in einer bestimmten Situation etwas nicht stimmt. So auch mit der Intervention „Rote Fäden“, kleinen skulpturalen Gebilden, die beiläufig herumliegen und zugleich in ihrer Gruppierung nicht Abfall sein können. Die Aufmerksamkeit richtet sich, ja fixiert sich, wenn der Blick erst einmal darauf gefallen ist, unweigerlich auf den roten Faden, der sich in der Hinterhofsituation entwickelt, beginnend mit der roten Spiegelung des Inneren eines Rohres, das man sonst mit keinem Blick würdigte.
Zum Werk:
Roberta Müller (*1977)
Rote Fäden, 2023
Raumspezifische Installationen
Ton, Modelliermasse aus Kaolin,
Karton, Spiegel, Acrylfarbe, Kreide
Künstler*innen
- Roberta Müller
- Nancy Wälti
- Tanja Richli
- Hannah Grüninger
Kurator
- Massimiliano Madonna